Nehmen Sie sich einen Moment Zeit,
setzen Sie sich bequem hin,
schließen Sie die Augen
und erinnern sich an einen schönen Moment, den Sie in der Natur erlebt haben.
Welche Farben waren da ? Welche Geräusche ? Gerüche ? Welche Temperatur ?
Versuchen Sie mit allen Sinnen sich zu erinnern.
War da das Rauschen des Meeres, Wind auf der Haut, das erste Sonnenlicht,
ein Blick ins Tal, ein Vogelkonzert, ziehende Wolken, Stille ?
Schon dieser kleine Moment des Erinnerns hat in Ihrem Körper eine stärkende Auswirkung auf Ihre Regenerationskräfte hervor gerufen.
Erstaunlich, nicht wahr ?
Der Körper reagiert auf die Natur
Das Nervensystem (insbesondere der parasympathische Teil) wird beim Spazieren oder Verweilen in der Natur direkt angesprochen. Der Organismus schaltet auf Ruhe und Entspannung. Wir können Energie aufnehmen und Energie speichern. Das hat positive Auswirkungen auf unser Immunsystem.
Seit Mitte der 80er Jahre gibt es verschiedene ernst zu nehmende Forschungen, die nachweisen, wie gesundheitsfördernd sich die Natur und der Aufenthalt im Wald auf uns auswirkt.
Ganz schlicht, wir atmen die frische Luft und der Atem vertieft sich. Wir bewegen uns in einem natürlichen Raum, in dem die Bewegungen und Rhythmen sehr viel langsamer verlaufen und wir nehmen dieses langsamere Tempo auf.
Unser eigener Organismus beginnt, sich dem Organismus der Natur anzupassen.
Das hat damit zu tun, dass unser Körper in jeder Sekunde einen ausgeglichenen Zustand aller Körperfunktionen anstrebt, zur Sicherung unseres Lebens. Es bedeutet, unser Körper bezieht alle Informationen und Gegebenheiten aus der Umgebung mit ein und strebt eine Anpassung an diese Umstände an. So wird das innere Gleichgewicht aller physiologischen Funktionen gehalten. Unsere innere Natur und die äußere Natur sind sich in ihren Ausgleichsprozessen sehr ähnlich.
Wen wundert es ?
Wir sind Natur
Die natürlichen und langsameren Bewegungen der Baumwipfel, der Wolken, die Bewegungen der Tiere, die Bewegung des Windes usw. haben eine direkte Auswirkung auf unseren Körper. Er reagiert mit Verlangsamung und Entspannung.
Alle Sinne werden angesprochen und ermöglichen eine ganzheitliche Wahrnehmung. Der Blick weitet sich durch die oft runden, natürlichen Formen. Unser mentales Zentrum kann mehr zur Ruhe kommen.
Die Sinne einsetzen
Die Natur bietet uns einen Erlebnisraum, in dem wir alle unsere Sinne einsetzen. Wir lauschen, wir schmecken, wir riechen, wir fühlen die Natur. Die Wahrnehmung vertieft sich und richtet sich aus auf diesen einen Moment. Das Erleben des Moments wird Sinn-lich, es wird Sinn-voll. Beginnend mit den Sinneswahrnehmungen können wir uns wesentlich leichter mit unseren Emotion verbinden.
Dieses ist der erste Schritt, unserem Leben Sinn zu geben. Etwas hat Sinn, wenn ich mit mir verbunden bin und gleichzeitig mit dem Äußeren. Es geht darum auf einander bezogen zu sein, meine innere Welt und die äußere Welt zu verbinden.
Die Natur spiegelt meine Seele
Begeben wir uns auf einen intuitiven Spaziergang, mit all unseren Sinnen, so können wir einen tiefgründigeren Blick für das Wesen der Natur entwickeln. Etwas bislang Verborgenes zeigt sich uns.
In der naturbezogenen Arbeit sprechen wir davon, dass alles in der Natur ein „lebendiges Wesen“ ist, auch ein Stein, eine alte Rinde, die Bäume, Blumen usw. Es meint, dass in jedem „Wesen“ eine bestimmte Qualität inne wohnt. Ein Stein hat eine andere Qualität als ein Blatt oder eine Feder.
Aus der Wissenschaft der Wahrnehmungspsychologie wissen wir, dass in erster Linie die Aspekte in unsere Wahrnehmung kommen, die mit unserer aktuellen persönlichen Befindlichkeit bzw. Erfahrung zu tun haben.
Wir bauen Filter ein, damit nicht alle Eindrücke auf uns einströmen.
Wenn Sie durch die Natur streifen, werden Sie sich vielleicht fragen:
Was hat denn der Wind, dieser Baumstumpf, dieser Vogel, dieser verdorrte Pilz, der Ameisenhaufen etc, der mir immer wieder auffällt, mit mir zu tun ?
Finden Sie es heraus.
Die Natur „spricht“ mit uns, allerdings etwas verschlüsselt. Es braucht unsere Achtsamkeit und Offenheit. Wenn wir lauschen, staunen, innehalten, unsere Sinne einsetzen, können wir erkennen:
Was in mir ist selbst so, wie die Natur? Was in mir ist wie dieser Vogel, wie der Baumstumpf, wie der Wind ?
Meinem Leben einen Sinn geben
Etwas sehr Wesentliches passiert in uns, wenn wir innehalten. Häufig stellt sich als erstes, wie schon beschrieben, Entspannung ein. Anstrengung kann von uns abfallen. Es ist wie ein Verdauen und das Unverdauliche loswerden. Wir atmen tiefer ein und aus.
Dann zeigt sich bei vielen Menschen ein Gefühl der Geborgenheit. Und das hat damit zu tun, dass unser Organismus sich auf den Organismus der Natur einstellt. Eingangs haben wir die physiologischen Gründe dieses Phänomens beschrieben. Doch die Dimension greift sogar noch weiter.
Wir nehmen die höhere Ordnung dieses Natur – Organismus wahr.
Unsere Seele beginnt mit der Natur zu kommunizieren. Auch das hat neurobiologische Zusammenhänge. Wir erfahren die Gesetzmäßigkeit der Natur, das Werden und Vergehen, das was lange vor uns da war und lange nach uns sein wird. Und wir begreifen, dass wir in diese Ordnung mit eingebettet sind. Wir erfahren, dass wir selber auch ein Teil davon sind. Wir sind Natur und gehören mit hinein in diese unumstößliche Ordnung. Wir sind ein Teil vom Ganzen. In diesem Kontext sind wir bezogen auf etwas (scheinbar) Äußeres, was aber gleichzeitig auch unser Inneres widerspiegelt.
Aus diesem Erkennen kann eine große Kraft erwachsen, die uns befähigt, die für uns wichtigen Fragen unseres Lebens zu stellen und nach und nach zu beantworten.
Zum Beispiel:
In welcher Verbindung stehe ich zur Welt ?
Wie will ich meinem Leben Sinn geben ?
Natur heilt
denn sie hilft, uns selber kennen und verstehen zu lernen, jenseits von einengenden Denkmustern.